Gedichte

Der Seufzer

 Ein Seufzer flog ins Kämmerlein

zu seiner holden Freundin ein.

Der Mond schien rund und silberklar –

doch nirgendwo das Mädchen war.

Dagegen lag auf der Vitrine

das Tagebuch von Wilhelmine.

Der Seufzer wagte den Versuch

und schlüpfte heimlich in das Buch,

zu lesen, was wohl über ihn

in diesem Büchlein möge stehn?

Doch was er fand, macht ihn nicht cooler,

es gab wohl einen Nebenbuhler?

Weshalb das Seufzen ihm misslang

und eher wie ein Fluchen klang.

Er drang bis in in des Buches Mitte,

da nahten leichte Mädchenschritte…

“Hier liegt es ja, das liebe Bändchen!”

Die Holde nahm es in ihr Händchen

und sperrte es ins Schreibtischfach.

Der Seufzer hauchte nur noch “ach!”

J. A.