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Juliane Karwath – eine vergessene Schriftstellerin

Die Abenteuer des Müllers Crispin

Wer sich das schön aufgemachte Buch von Juliane Karwath zum Lesen bereitlegt, sollte vorher alle Tagestermine absagen. Denn aus diesem Gewühl von Phantasie, Grusel, Erzählfreude und Spannung kommt man nicht so schnell wieder heraus.

Begeistert gerät man selber immer tiefer in diese merkwürdigen Verstrickungen hinein. In die geheimnisvollen Wege des Gebirges und düsteren Wälder. In die unheimlichen Mühlen als Treffpunkt von Naturmächten, Ungeheuern und Geistern. Wo die schönen Müller-Töchter als lüsterne Ziele des Wehrwolfs fungieren. Wo sich das Schicksal des alten Zauberers Pumphut erfüllt und wo die kessen Hexenmädchen den jungen Müller verführen. Gemahnt von seinem Gewissen, in Gestalt der alten Pilzsammlerin und bedroht durch den wilden Jäger mit dem wütenden Heer. Eine andere Rolle spielen die christlichen Kalender-Heiligen durch ihre im Volksglauben gegebenen Kräfte.

Alle Bilder dieser traumartigen Reise in das Erwachsenwerden des jungen Crispin sind durch eine wundersame, Böcklin-hafte Natur voller Dämonen gezeichnet. Könnte diese Wahrnehmung nicht auch eine phantastische Täuschung sein? Ein verklärendes „als ob“, wie es Martin A. Völker in seinem beachtenswerten Nachwort beschreibt ?

J. A.

Ich würde dieses spannende Buch für Kinder ab 12 Jahren und für Erwachsene empfehlen. Erschienen ist es im Elsinor Verlag, Herausgegeben von Martin A. Völker, dem ich herzlich danke!

Juliane Karwath ist am 16. Juli 1877 im elsässischen Straßburg geboren und  am 15. Dezember 1931 in Weimar verstorben. Ihre Familie stammte jedoch aus Neisse, heute polnisch Nysa, wo sie ihre Kindheit verbrachte. In jener reizvollen und natürlichen Landschaft zwischen Neisse und Isergebirge mit der heimischen Sagen- und Mythenwelt reifte auch die Phantasie der jungen Lehrerin zu ihren wunderbaren Erzählungen.

In diesem Zusammenhang möchte ich aber auch auf das ebenso hinreißende Buch „Krabat“ von Otfried Preußler weisen. Es ist etwa 100 Jahre später entstanden und nimmt seine Inspiration auch aus dem reichen sorbischen Märchen- und Sagenschatz.

2 Kommentare

  1. Unbekannte Freundin

    Die sorbische Sagenwelt scheint auch Generationen später noch die Fantasie der Menschen zu beflügeln. So findet man den alten Müllergesellen und Zauberer Pumphut sowohl bei Juliane Karwaths Crispin, wie auch zwei Generatoren später noch einmal in Otfried Preußlers Krabat. Beide Bücher sind bezaubernd und lesenswert!

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