Hundert Jahre Muttertag in Europa
Der Muttertag steht heute in Konkurrenz zum Frauentag, der vor allem in sozialistischen Ländern gefeiert wurde.
Muttertag zu feiern, hat inzwischen einen leichten Beigeschmack, weil er von den Nationalsozialisten okkupiert worden war. Während der erste Mai seine braune Vergangenheit schadlos überstehen konnte.
Entstanden ist der Muttertag bereits im Jahr 1907 in den USA. 1922 kam er erst nach Europa!
In meiner Kindheit war das Fest noch völlig unbestritten. Viele schöne Erinnerungen verbinden sich damit. Schon in der Grundschule wurde er mit kleinen Basteleien und Gedichten vorbereitet. Und es gab keine Familie, die ihn nicht begangen hätte. Im Grunde war er eine Art Familientag, kein politischer Tag.
Für uns Kinder begann der Tag immer schon am frühen Morgen, um den Frühstücktisch zu decken und Blumen aus dem Garten zu holen.
Einmal, so fällt mir ein, nähte ich Gänseblümchen an die weiße Tischdecke. Wie unsere Mutter die verwelkten Blümchen später wieder ab bekam, ist nicht bekannt
Ein anderes Mal versuchten meine Brüder und ich für unsere Mutti eine Torte zu basteln. Sie war mit fetter Margarine und roter Marmelade verziert. Alles klebte in der Küche. Merkwürdigerweise war diese Torte dann verschwunden, ohne dass wir gesehen hätten, wie sie gegessen wurde.
Da unsere Gaben keine gekauften Geschenke sein sollten, häkelten wir gerne Topflappen, obwohl unsere Mutter niemals Topflappen benutzte. Oder wir klebten Lesezeichen und kleine Heftchen aus Papier, das wir aus dem Schulblock entnahmen.
Muttertag war eben ein ganz besonderer Tag und ein wichtiges Fest! Und unsere Mutti bewunderte jedes Mal staunend unsere tollen Geschenke.
J. A.
Schokolade zum Muttertag – aus Dresden
Der Muttertag wird in Frankreich an unterschiedlichen Daten im Mai gefeiert – https://www.frankreich-info.de/themen/veranstaltungen/muttertag
Der Muttertag in Tschechien liegt, wie in Deutschland, am 2. Sonntag im Mai
Herr Olaf Hantl macht mich noch auf ein bezauberndes Mutter-Gedicht von Novalis aufmerksam https://www.youtube.com/watch?v=eSVZHWK-ykw
Die mich einst … von Novalis
Die mich einst mit Schmerz gebar doch mit Mutterfreuden – da ich noch ein Knäblein war, vieles mußte leiden, stets mich doch mit Sorg‘ gepflegt und mit Angst und Mühe und mich oft noch huldreich trägt: Siehe, wie ich blühe. Und ein Liedchen singe ich die voll Dank und Freude. Nimm es an und freue dich, höre, was ich heute wünsche dir voll Dankbarkeit: Lebe uns zufrieden lange noch; was dich erfreut müsse dich hinieden stets beglücken; ohne Rast blühen deine wangen von Gesundheit, Sorgenlast möge dich nicht fangen. Und mit froher Munterkeit werd des Alters Beute, schau der Kinder Seligkeit, sieh, dies wünsch ich heute.
http://www.youtube.com/watch?v=eSVZHWK-ykw
100 Jahre Muttertag + 250 Jahre Novalis
Grüße von seiner bunten Blumenwiese
Dieses Gedicht ist sehr schön, ich kannte es nicht. Vielen Dank, auch für den Link!