Das besondere Fronleichnamsfest im Jahre 1921 i
n Zöptau,
am Fuße des Altvaters
Laurentius Kirche in Zöptau
Schon mehrmals hatte ich von meinem Geburtsort, dem nordmährischen Luftkurort Zöptau erzählt, der heute Sobotin heißt.
Nun möchte ich von drei Geburtstagen und einem hohen Kirchenfest berichten, welche sich vor 100 Jahren in Zöptau zugetragen hatten.
Interessant finde ich dabei nicht nur die geschilderten Fronleichnams Rituale, sondern auch die längst vergessenen Namen von Menschen, die damals das Dorfleben geprägt hatten.
Lassen wir dazu unseren Onkel Gustl selbst erzählen!
Bericht von Gustav Emanuel Franzl
„Der 26. Mai 1921 war für Zöptau ein denkwürdiger Tag. Nach 4 Jahren Weltkrieg und 3 Jahren Entbehrungen und Wiederaufbau, war es endlich wieder möglich das Fronleichnamsfest wie in Friedenszeiten zu feiern.
Alle Dorfbewohner beteiligen sich an den Vorbereitungen für das Fest. Der Innenraum der Pfarrkirche* wurde nach den Anweisungen des HH. Herrn Pfarrers Theophil Goldmann geschmückt und der Kirchenvater, Herr Glausch sowie die Ministranten und viele Frauen aus der Pfarrei halfen bei den Vorbereitungen mit. Die großen Teppiche wurden ausgelegt, im Mittelgang befestigte die Pfarrjugend junge Birken an den Bänken und die Kirchenfahnen sowie der „Himmel“ (Baldachin für das Allerheiligste) wurden aufgestellt. Der Kirchenchor unter der Leitung von Herrn Oberlehrer Wilhelm Hönig sowie der Organistin, Frau Anna Seidl, hatten schon vor Wochen die liturgischen Gesänge geprobt. Auch die Blaskapelle, unter dem Dirigenten Herrn Stolz, war gut für das Fest vorbereitet. Der Feuerwehrkommandant, Herr Mauler, sorgte dafür, dass die Helme seiner Männer auf Hochglanz poliert waren und der Feuerwerker, Herr Weidenhübler, machte die Mörser zum Böllerschießen im alten Steinbruch am Erbrichterberg gegenüber der Kirche schußbereit.“
Noch ein zweites Ereignis aber sollte sich an diesem Tag erfüllen!
Drei Frauen aus der Pfarrei sahen ihrer Entbindung entgegen und die Dorfhebamme, Frau Breitschädel hoffte, dass der Storch nicht alle drei Kinder auf einmal bringe!
Der Fronleichnamstag begann nun mit einem strahlenden Wetter und das ganze Dorf war in festlicher Stimmung.
Kurz nach dem Morgenläuten, kam schon Herr Schnaubelt aus dem Oberort und bat die Hebamme, schnell zu kommen bei seiner Frau sei es soweit.
Und als die Kirchenglocken zum Hochamt läuteten, wurde bereits der Familie Schnaubelt ein Sohn geboren.
Wenig später eilte die tüchtige Frau Breitschädel in den Mittelort. Denn jetzt wurde im Franzl Bäckerhaus die Niederkunft erwartet.
Das Hochamt war beendet und die Prozession verließ die Kirche. Auf dem Weg zu den vier Altaren, streuten die Brautmädchen Blumen und die Feuerwehr stand Spalier. Nach dem Schlusssegen, ließ Herr Weidenhübler die Böller knallen.
In diesem Moment kam auch in der Franzl Familie ein kleiner Sohn zur Welt.
„Ein neuer Musikant wurde geboren!“ rief der Kapellmeister, nachdem er sich im Haus erkundigt hatte. „Wir spielen ihm ein Geburtstagsständchen!“
Durch das offene Schlafzimmerfenster des Bäckerhauses hörte man die Musik.
Am frühen Nachmittag dieses besonderen Tages, wurde Frau Breitschädel auch noch zu dem schönen Hof von Engelbert Prosig in den Niederort geholt. Auch hier kam ein kleiner „Stammhalter“, wie man damals sagte, auf die Welt. Die Freude war groß.
„Erst nach dem Abendläuten“ , so schreibt der Onkel weiter, „wurde es ruhig im Dorf und auch die drei neuen Erdenbürger schlummerten friedlich einer ungewissen Zukunft entgegen.“
Der Onkel Gustl aber ist später wirklich ein „Musikant“ geworden, er konnte fast jedes Instrument spielen, am besten seine Geige.
J. A.
Die Landkarte stammt aus dem Buch „Altvaterland – Das obere Teßtal mit seinen Seitentälern“ , heraugegeben von Herrn Leo Friedrich.
Zöptau ist auf der Karte ganz unten, etwa zwischen „6 und 7 Uhr“ zu finden.
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n Zöptau,
am Fuße des Altvaters
Laurentius Kirche in Zöptau
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Nun möchte ich von drei Geburtstagen und einem hohen Kirchenfest berichten, welche sich vor 100 Jahren in Zöptau zugetragen hatten.
Interessant finde ich dabei nicht nur die geschilderten Fronleichnams Rituale, sondern auch die längst vergessenen Namen von Menschen, die damals das Dorfleben geprägt hatten.
Lassen wir dazu unseren Onkel Gustl selbst erzählen!
Bericht von Gustav Emanuel Franzl
„Der 26. Mai 1921 war für Zöptau ein denkwürdiger Tag. Nach 4 Jahren Weltkrieg und 3 Jahren Entbehrungen und Wiederaufbau, war es endlich wieder möglich das Fronleichnamsfest wie in Friedenszeiten zu feiern.
Alle Dorfbewohner beteiligen sich an den Vorbereitungen für das Fest. Der Innenraum der Pfarrkirche* wurde nach den Anweisungen des HH. Herrn Pfarrers Theophil Goldmann geschmückt und der Kirchenvater, Herr Glausch sowie die Ministranten und viele Frauen aus der Pfarrei halfen bei den Vorbereitungen mit. Die großen Teppiche wurden ausgelegt, im Mittelgang befestigte die Pfarrjugend junge Birken an den Bänken und die Kirchenfahnen sowie der „Himmel“ (Baldachin für das Allerheiligste) wurden aufgestellt. Der Kirchenchor unter der Leitung von Herrn Oberlehrer Wilhelm Hönig sowie der Organistin, Frau Anna Seidl, hatten schon vor Wochen die liturgischen Gesänge geprobt. Auch die Blaskapelle, unter dem Dirigenten Herrn Stolz, war gut für das Fest vorbereitet. Der Feuerwehrkommandant, Herr Mauler, sorgte dafür, dass die Helme seiner Männer auf Hochglanz poliert waren und der Feuerwerker, Herr Weidenhübler, machte die Mörser zum Böllerschießen im alten Steinbruch am Erbrichterberg gegenüber der Kirche schußbereit.“
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Wenig später eilte die tüchtige Frau Breitschädel in den Mittelort. Denn jetzt wurde im Franzl Bäckerhaus die Niederkunft erwartet.
Das Hochamt war beendet und die Prozession verließ die Kirche. Auf dem Weg zu den vier Altaren, streuten die Brautmädchen Blumen und die Feuerwehr stand Spalier. Nach dem Schlusssegen, ließ Herr Weidenhübler die Böller knallen.
In diesem Moment kam auch in der Franzl Familie ein kleiner Sohn zur Welt.
„Ein neuer Musikant wurde geboren!“ rief der Kapellmeister, nachdem er sich im Haus erkundigt hatte. „Wir spielen ihm ein Geburtstagsständchen!“
Durch das offene Schlafzimmerfenster des Bäckerhauses hörte man die Musik.
Am frühen Nachmittag dieses besonderen Tages, wurde Frau Breitschädel auch noch zu dem schönen Hof von Engelbert Prosig in den Niederort geholt. Auch hier kam ein kleiner „Stammhalter“, wie man damals sagte, auf die Welt. Die Freude war groß.
„Erst nach dem Abendläuten“ , so schreibt der Onkel weiter, „wurde es ruhig im Dorf und auch die drei neuen Erdenbürger schlummerten friedlich einer ungewissen Zukunft entgegen.“
Der Onkel Gustl aber ist später wirklich ein „Musikant“ geworden, er konnte fast jedes Instrument spielen, am besten seine Geige.
J. A.
Die Landkarte stammt aus dem Buch „Altvaterland – Das obere Teßtal mit seinen Seitentälern“ , heraugegeben von Herrn Leo Friedrich.
Zöptau ist auf der Karte ganz unten, etwa zwischen „6 und 7 Uhr“ zu finden.
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